Praxis 8 - 12 Szenen (49-60)

49: Paris
50: Gebüsch/Copse
51: Chesterfield
52: Donauland
53: Badezimmer/Bathroom
54: Charles
55: Röntgen/X-Ray
56: Schwarzensee
57: Rechnung/Calculation
58: Bonbon
59: Jayne
60: Personal/Staff

Die seit 2007 laufende Praxis-Serie ist zu einem Lieblingsprojekt im weit verzweigten Werkskatalog Dietmar Brehms geworden; sie werde ihn, wie es aussehe, für den Rest seines Lebens beschäftigen, teilt der Filmemacher trocken mit. Praxis–8 bietet nun zwölf digital bearbeitete Szenen mit den fortlaufenden Nummern 49 bis 60: Variationen gefundener und selbst gedrehter Filmbilder, vornehmlich aus den siebziger und achtziger Jahren. Klassische Brehm-Motive – die abgründigen Details anonymer Sex- und Home-movies, die insistierenden Geräusch-Tonspuren, das gefesselte Nacktmodell eines Bondage-Films, ironisch gesetzte Kitschobjekte und das durch dunkle Brillen verschattete Gesicht des Filmemachers – werden in Praxis–8 synthetisiert und elektronisch verfeinert. Mysteriöses ereignet sich: Ein Mann schließt doppelköpfig, verunstaltet, in Zeitlupe die Augen; ein Urlaubsfilm am Wasser verändert in gefährlich verdrehter Perspektive sein Wesen; durch bunte Farbfilter wird auf ein Menschenhirn im Glas geblickt; und ein paar isolierte Kader von Monroe-Imitat Jayne Mansfield werden zum Mini-Horrorfilm stilisiert. So mündet Praxis–8 in die fast tonlose Szene 60, in das mit knapp sechs Minuten Laufzeit längste Fragment dieses Films, das buchstäblich Zähne zeigt und die Schemen verfilmter Fremder: Körperteile und Teilkörper. In den drastischen Komödien des Dietmar Brehm wird aber nicht nur das Physische, auch das Medium selbst durchleuchtet – mit geradezu obszöner Transparenz, einer Art Röntgen-Pornografie, die an der Außenhaut der Menschen nicht Halt macht: X-rated X-rays. Dabei wird der Raum, den die Materialstufen - vom groben Korn des Super-8 bis zur unwirklichen Schärfe des hochdefinierten digitalen Bildes – markieren, zur Druckkammer, in dem psychische Wahrnehmungstestserien laufen: Brehms Kino ist ein Rorschachtest mit Direktzugang zum Unbewussten.

(Stefan Grissemann)


Vermutlich filme ich die Praxis-Serie, bis mir, bedingt durch Leichenstarre, die Kamera aus der Hand fällt.

(Dietmar Brehm)

Orig. Titel
Praxis 8 - 12 Szenen (49-60)
Jahr
2010
Land
Österreich
Länge
25 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
Praxis 8 (Bild)
Praxis 8 (Bild)
Praxis 8 (Bild)
Credits
Regie
Dietmar Brehm
Konzept & Realisation
Dietmar Brehm
Videographie
Ina Fischer, Bertram Hellermann
Mit Unterstützung von
Kultur Linz, Kultur Oberösterreich, Innovative Film Austria
Verfügbare Formate
Digital Betacam (Distributionskopie)
Bildformat
4:3
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Betacam SP (Distributionskopie)
Bildformat
4:3
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2011
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
New York - Film Festival
Jihlava Documentary Film Festival
Edinburgh - International Film Festival
Seoul - EXis (Experimental Film- & Videofestival)
Victoria - Antimatter Underground Film Festival
2012
Nanjing - CIFF China Independent Film Festival