points of view
EIN FILM IST KEIN FOTOROMAN. Warum? Weil er sich bewegt. In Echtzeit. Weil du nicht selbst umblättern kannst. Ein Film, der sich benimmt wie ein Fotoroman, interssiert mich nicht. Ein gelungener Film hat gutes Timing. Rhythmus. Rhythmus ist strukturierte Zeit. Intervalle von "nichts" und "etwas".
Die filmische Bewegung ist weder auf den einzelnen Kadern, noch auf deren Summe sichtbar. Ob sie sich wohl zwischen den Kadern befindet? Dort ist ja bekanntlich nichts. Laß´ es flicken, baby. Schneller als das Auge blickt. Nana Swiczinsky
Nana Swiczinsky hat ihre geometrische Urzelle (schwarze Ellipse) mit einem Fotokopierer vervielfältigt und durch Bewegen der Vorlage während des Kopiervorganges das ursprüngliche Bild verschiedentlich verformt. Die neu entstandenen Bilder sind im Film dann derart zu kurzen Serien geordnet, daß ihre Differenzen in der Abfolge mehr oder weniger kontinuierliche Bewegungen erzeugen.
Die Animation - als Rückübersetzung der beim Hantieren am Kopierer festgehaltenen Bewegung in eine filmische - bewirkt Vibrationen und Verzerrungen des grafischen Rasters, verbiegt die zweidimensionale Fläche zu abenteuerlichen Raumeindrücken und löst die strenge Geometrie bisweilen völlig in fließende Linien auf.
Den in Schleifen gelegten, rhythmischen Bild-Pattern entspricht im Ton eine ebensolche Maschinenmusik, die durch ihre rauhe Glätte allzu verführerisch wäre, würde sie nicht durchbrochen werden von regelmäßigen Aussetzern. In solchen Ruhepausen ist öfters die Großaufnahme einer einzelnen Ellipse
zu sehen: ein "Auge", mal als starres Einzelbild, mal belebt und atmend in der filmischen Bewegung.
Die points of view, das sind auch die differenzierten Gesichtspunkte, die das elementare Spiel mit der Wahrnehmung und den Assoziationen hier eröffnet. Thomas Korschil
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1999
Österreich
6 min