#1:⟨common.places⟩
#1:⟨common.places⟩ vereint 27 Frauen und ihre Erzählungen über den "normalen" Belästigungsalltag, dem jede Frau in jeder Situation ausgesetzt sein kann. Das Video erzeugt eine unmittelbare Konfrontation mit dem alltäglichen Sexismus, beschreibt Situationen der Belästigung ohne jegliche Stilisierung und Überzeichnung - fortlaufende Grenzüberschreitungen an allen Plätzen zu jeder Zeit, die Frauen in ihren Privaträumen, an öffentlichen Orten, in Arbeitsverhältnissen widerfahren. Fiona Rukschcio läßt den Betrachter/innen durch die clipartige Aneinanderreihung der einzelnen Sequenzen keine Möglichkeit, sich zu entziehen. #1:⟨common.places⟩ ist kein kunstvoll arrangiertes, symbolüberfrachtetes Phantasiegebilde, sondern ein klar strukturiertes, unverzerrtes Abbild der Realität. Rukschcio bedient sich keiner Klischees, sie benötigt keine aufwendige, marktschreierische Inszenierung, um Spannung zu erzeugen. Sie präsentiert nicht die Spitze des Eisbergs, sondern eröffnet einen Zugang zu dem Teil, der im Verborgenen liegt, der keinen unmittelbaren Sensationswert in sich birgt, dem Frauen in einer auf patriarchalen, männerbündischen Strukturen basierenden Gesellschaft selbstverständlich tagtäglich ausgesetzt sind.
Rukschcio läßt die verschiedenen Belästigungssituationen an den entsprechenden Orten beschreiben, die Betroffenheit des Betrachters/der Betrachterin steigt mit jeder weiteren Erzählung, das Unbehagen wächst. Und es gibt am Ende nicht mehr die Möglichkeit, zu sagen, "das geht mich nichts an, mir könnte so was nie passieren", im Gegenteil, #1:⟨common.places⟩ erzeugt eine Reflexion der eigenen Geschichte auf der Suche nach genau diesen, teilweise fast unsichtbaren, alltäglichen Belästigungen im weitesten Sinn. (Harriet Leischko)
#1:⟨common.places⟩
1999
Österreich
43 min