Unterwerk
übereinandergelagerte horizontal- und vertikalmuster in dunklen, satten farben überziehen in angenehm langsamen tempi den bildschirm/die leinwand. ausgangsmaterial dieser abstrakt schwebenden bildeindrücke waren - im gegensatz zur kontemplativen wirkung des videos - aufzeichnungen von geschwindigkeit. krzeczek erzielt den effekt der bewegungsunschärfe dadurch, daß er ausschließlich unterirdisch aus fahrenden u-bahnzügen filmte, wodurch das digitale videokameraauge nicht mehr in der lage war, klare aufnahmen zu liefern.
der "nihilismus der geschwindigkeit" (paul virilio) wird in Unterwerk zum formal-ästhetischen erlebnis stilisiert. die abstraktion wird durch die willentliche überschreitung der grenzen des aufzeichenbaren (bzw. wahrnehmbaren) erzielt.
während sich auf der visuellen ebene aufgrund der vielschichtig kombinierten blenden und überlagerungen ständig neue bildmuster ergeben, wird die tonspur von einer monotonen schleife gebildet. dieses geräusch - ein unbearbeiteter, nur wenige sekunden dauernder loop des rauschens einer belüftungsanlage - bekommt durch die ständige repetition durchaus musikalische qualitäten. man ist gezwungen, genauer auf dieses "akustische abfallprodukt" zu hören und vermeint, minimale variationen zu bemerken. diese kommen jedoch keineswegs vom band, sondern entstehen ausschließlich in der rezeptionssituation.
aus versatzstücken der real-urbanen umwelt wird so ein klar strukturiertes, abstraktes szenario kreiert, das neben seiner überzeugenden ästhetischen qualität eine eindringliche reflexion über alltägliche wahrnehmungsschemata bietet.
(norbert pfaffenbichler)
Unterwerk
2000
Österreich
2 min 40 sek