i feel distortion

Das Video beginnt im Schwarz und endet im Weiß. An diesen Stellen gibt es was zu lesen: den Titel bzw. die Credits. Was es dazwischen zu sehen gibt, befindet sich im beständigen Übergang zwischen Schwarz und Weiß. "Lesen ist nicht sehen", könnte man dazu - Maurice Blanchot paraphrasierend - anmerken, womit weniger auf einen einfachen Gegensatz hingewiesen, sondern eher die vom Akt des Lesens erzwungene Auslöschung des Sehens angesprochen wäre. Was weiterhin implizierte, daß es schließlich vom Wie des Ausdrucks abhinge, ob nicht die Lektüre ein anderes Sehen hervorzubringen vermöge.

Die Verzerrung fühlen: Programmatisch wendet sich Divjaks Titel gegen die Zumutung, daß es in Videos immer und zuerst einmal etwas zu sehen gäbe. Man sieht zwar was, bloß ist das zu Sehende ein schon Gesehenes: die Kratzspuren, die Staubpartikel weisen darauf ebenso hin wie die Verlangsamung der Bewegungen und das Fragmentierende der Kadrierungen. Was immer da einmal in voller Klarheit zu sehen gewesen sein mag - Körper, die sich berühren, sich im Raum bewegen -, findet sich transformiert in das Material einer Lektüre, die am Zweidimensionalen des schon Gesehenen festhält. An der Auflösung dieses durch Lektüre Offenkundigen wird I Feel Distortion arbeiten, um jenes andere Sehen hervorzubringen, das auch Fühlen heißen könnte, und jedenfalls die Form einer plötzlich erschütterten Wahrnehmung annimmt, die vermeint, "die Zwischenräume zwischen den Dingen als Dinge" (Merleau-Ponty) gesehen zu haben.

(Vrääth Öhner)

Orig. Titel
i feel distortion
Jahr
2000
Land
Österreich
Länge
7 min
Regie
Paul Divjak
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
Credits
Regie
Paul Divjak
Konzept & Realisation
Paul Divjak
Musik
Manfred Karrer
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Bildformat
4:3
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
s/w
Festivals (Auswahl)
2001
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Austin - Cinetexas - Int. short film&video&new media festival