The Silence of Green

Andreas Horvath entwirft ein Puzzle, von dem er weiß, dass sich die einzelnen Stücke nicht zu einem Bild zusammenfügen lassen. Die dramatischen Fakten entziehen sich jedem Versuch einer erschöpfenden Verständlichmachung. Anfang 2001 wütet die Maul- und Klauenseuche im Norden von Yorkshire. Das infizierte Gebiet ist vom Rest der Welt abgeschnitten, das Heer wird eingesetzt, um jeden Zutritt zu verwehren, an die vier Millionen Stück Vieh werden stillschweigend geschlachtet, wie es einer politischen Verschwörung eben eigen ist. "Mass murder, it´s a mass murder!", meint ein ruinierter Landwirt, der das himmelschreiende Missverhältnis zwischen den von der Regierung getroffenen Maßnahmen und dem tatsächlichen Ausmaß der Katastrophe anprangert.
Mit einer Super8-Kamera versucht der Filmemacher, das Ereignis in seiner ganzen Dimension zu ergründen. Er entwickelt einen Bericht, der gleichermaßen auf Beobachtung wie auf Nachdenken basiert. Von weitem gefilmte drastische Schlachtungsszenen alternieren mit Aufnahmen von verlassenen Weidegründen und einem von majestätischen Wolken durchzogenen Himmel. Bauern bringen ihre Ratlosigkeit, ihre Enttäuschung, ihre Wut zum Ausdruck. Ihre Stimmen bilden eine Litanei, die sich in First Essay for Orchestra, einer prachtvollen Partitur von Samuel Barber, fortsetzt. Zuletzt verleihen einige schwarze Bilder sowie Aufnahmen von einer gemalten Landschaft dem Film seinen tiefen und schmerzvollen Atem. Dieser Film ist die zwangsläufig bruchstückhafte Geschichte eines Rätsels, welches die Gestalt einer metaphysischen Suche annimmt. Indem er die Themen seines letzten Films, Poroerotus, vertieft, komponiert Andreas Horvath eine Liturgie, die sich mit der geheimnisvollen Beziehung zwischen Mensch, Tier und Natur befasst. So wird The Silence of Green zu einer politischen und metaphysischen Reflexion, deren großartige und zerbrechliche Bilder die Vielschichtigkeit des Wirklichen zu einem erbaulichen und ergreifenden Schauspiel machen.

(Jean Perret)

Übersetzung: Christina Gschwandtner

Orig. Titel
The Silence of Green
Jahr
2002
Land
Österreich
Länge
48 min
Kategorie
Essay
Orig. Sprache
Englisch
Credits
Regie
Andreas Horvath
Musik
Samuel Barber
Mit Unterstützung von
BKA. Kunst, Stadt Salzburg, Land Salzburg
Verfügbare Formate
Betacam SP (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Festivals (Auswahl)
2002
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Nyon - visions du réel - Festival Int. du Cinéma Documentaire
Freistadt - Festival Der Neue Heimatfilm
Leeds - Int. FilmFestival
Cork - Int. Film Festival
2003
Rotterdam - Int. Filmfestival
New Jersey - Black Maria Festival
Barcelona - L’ALTERNATIVA - II Mostra Internacional de Cinema Alternatiu
Chicago Underground Film Festival
2004
Buenos Aires Festival Int. de Cine Independiente BAFICI