Sofa Rockers
Jeder Beat hat seine Geschwindigkeit, jedes Tempo suggeriert bestimmte Wahrnehmungsbilder: Timo Novotnys in Japan auf Super-8 gedrehtes Video zu Richard Dorfmeisters Sofa Surfers Remix startet von weit oben, mit einem Blick auf eine Bausstelle und einen Kran. Wenn der Bassrhythmus sanft einsetzt, geraten auch die Bilder in Bewegung, entlang einer Vertikale, Richtung: abwärts; womöglich beschreiben sie eine Liftfahrt.
Alles ist transparent, alles Konstruktion: Das Baugerüst findet sein Echo im Bilder- Rahmen, der die Illusion der Bewegung aufhebt, wie bei einer schlechten Kinoprojektion; oder die Bilder akzentuieren wiederum mittels Überblendungen, kurzen Zooms, verwaschenen Glasdurchsichten die Musik. Dann sorgt kurz eine kleine Attrappe der Freiheitsstatue für Orientierungslosigkeit, und die vertikale Fahrt mündet in eine horizontale, die von Tokyo nach Kyoto führt: Analog zum zerstreut orgelnden Drum´n´Bass-Sound führen die Videobilder jetzt eine entspannte, ziellose Reise durch urbane Räume Japans vor. In dieser Phase sind die beiden Elemente fast eins - ganz reibungslose Bewegung.
Schließlich realisiert sich der Rhythmus im menschlichen Körper. Zuerst machen drei Kids Breakdance, dann tanzen noch andere in einem städtischen Park. Das ist zwar kein richtiges Ankommen, aber immerhin mehr als eine Zufallsbegegnung. Die Rolltreppen am Zielbahnhof laufen trotzdem mechanisch weiter, und erst als die Musik abebbt, steht auch der Raum endlich still.
(Dominik Kamalzadeh)
Sofa Rockers
2000
Österreich, Japan
4 min