Hwa-Shan District, Taipei
(Experimental/Avantgarde) Filmkulturell ist die Verwendung einer Vielzahl technischer Mittel in einer nicht-seriell strukturierten bzw. nicht gleich als solche erkennbaren, (ergo?) als Inhalt statt Ausdrucksmittel begreifbaren Weise schon seit langem schwer suspekt: man scheint zu glauben, der Filmemacher fröhne der Völlerei, oder habe nicht lange genug wirklich ganz genau nachgedacht über das, was er denn nun eigentlich will, bzw. wolle wohl vielleicht bloß schlicht ein bißchen musikvideolieren, etc. was natürlich Blödsinn ist, wie die meisten dicti, die man mißversteht als Gesetze.
Wos doch oft genug so ist, daß man die Welt auf die diversesten Arten spürt, weshalb es sinnvoll,
-stiftend ist, dies differenziert erfahrbar zu gestalten: was auch eine eigene Art von Transparenz ist.
Bernhard Schreiners Hwa-Shan District, Taipei ist so ein Werk der feinsinnigen Artikulation: ein veritables Arsenal von Mitteln Schärfenverschiebungen, Blendenmanipulationen, der Schnitt (klar) wird eingesetzt, um einen Ort Schreiners Ort, in Taipei filmisch werden zu lassen. Hwa-Shan ist jetzt, hier ein Industrieödland: Gestrüpp verwächst langsam eine offenbar schon seit langem geschlossene Brauerei, wie einen U-Bahntunnel, an dessen Ende fern man noch befahrene Strecken sieht, und drumrum der Alltag, fokusiert auf ein Restaurant mit Schnellküche. Die visuellen Mittel stehen dabei oft in einem stärkeren Zusammenhang mit der Textur des Tons als mit dem, was im Bild vorgeht: Spannungen entstehen, Sinn wird gefunden, weiter verdichtet, zu einer Erfahrung, Gefühl wie Leben. So wird der Materialität der Dinge, jedem einzeln, mit so schönem wie angemessenen Respekt begegnet.
Hwa-Shan District, Taipei entstand im Rahmen eines mehrwöchigen Taiwan-Aufenthalts Schreiners, wo er als Mitglied der Gruppe 10 Uhr am Urban-Flashes-1999 Anglo Asian Workshop, Taipei teilnahm.
(Olaf Möller)
Hwa-Shan District, Taipei
2001
Österreich, Deutschland
13 min