take the bus
Layers, Grids, Loops und Filter: Michaela Schwentners Video take the bus greift die ureigensten Kompositionsmittel des zugrunde liegenden Musikstücks auf, um diese visuell anzuwenden. Keine direkte Übersetzung der weitgehend referenzlosen Musik findet dabei statt, sondern ein medialer Transfer, der die Bilder aus der Konstruktionsweise des Tracks selbst ableitet.
Da sind zunächst die verschiedenen, streng und trotzdem spielerisch reduzierten Sound-Layers: General Magic schichten langsam groovende Shuffle-Sounds locker übereinander, Interferenz entsteht aus der fünf- bis sechs-spurigen Simultaneität der einzelnen Klangschichten. Gleiches geschieht in Schwentners pulsierender Schwarzweiß-Animation: Zu den Pingpong-Beats blinken kleine,
silhouettenhaft aufgefüllte Felder in zweidimensional geschichteten Rasterzeilen ein weitgehend asynchrones Flackern, das den Eindruck von Beschleunigung vermittelt. Kommt ein Sound-Layer dazu, ziehen rechteckige Rahmen, transparente Blöcke, oder auch gepixelte Linien entweder von rechts oder von oben durch das pochende Impulsfeld.
Die einzelnen Schichten sind geloopt: Die alte General Magic-Obsession für Fahren und Geschwindigkeit ist in diesem Fall auf ein gemächlich dahinschaukelndes Busfahren gedimmt. Ebenso in Schwentners Video-Umsetzung, welche die wohlige Langsamkeit der Musik mit geradezu prickelnder Wärme anreichert. Schließlich das unablässige Filtern als Kompositionsprinzip. Hier löst sich das Video vom Bauplan des Musikstücks: Kein klar erkennbares Ausgangsmaterial ist visuell auszumachen, sondern einzig und allein mit digitalen Filtern erzeugte Negativbilder, die in ihrer diskreten Referenzlosigkeit eine Welt für sich bilden. Die Bustour durch deren audiovisuelle Schaltkreise hat begonnen.
(Christian Höller)
take the bus
2002
Österreich
4 min