Dream Work
Dream Work ist ein Film in Schwarzweiß und CinemaScope und dauert eine Tiefschlafphase lang. In dem Moment, da eine Frau ein Haus betritt, die Schuhe abstreift und dann auch noch ihren Schlüpfer (lasziv ist die Kadrage), ist sie unweigerlich schon Subjekt und Objekt zugleich. Wenn sie einschläft, fällt sie nicht nur tiefer in den Film, sondern dieser dringt auch in sie ein. Die phallische Überlagerung, daß der Körper der Frau nur innerhalb des Körpers des Films existiert (und umgekehrt), wird durch die am Einzelbild vorgenommene Kopierarbeit Tscherkasskys zur Sensation. Spürbar wird dies in einem sehr unmittelbaren Sinn, auch als Schrecken einer Unmöglichkeit, diesem Zusammenhang zu entkommen. Hinter dem Erwachen lauert der Traum. Hinter Türen, die sich öffnen, wartet ein Ich. Hinter einem Mann, der im Raum ist, ragt das Nichts. Die Bilder, die Nachbilder, die Negativbilder umkreisen einander in einem Malstrom, in dem die klassische psychoanalytische Auffassung von der unbewußten Arbeit des Bewußtseins sich allmählich auflöst in eine höhere Logik des neuronalen Chaos, und dann – kunst- und filmhistorisch über Man Rays Verfahren der Rayogramme geführt – sich wieder zusammenfügt zu einem Para-Traum, den man – frei nach Freud – als eine Bildvorstellung bezeichnen könnte (erstmals auch zu einem eigens gestalteten Klangkörper). In Dream Work ist, wie in einem tatsächlichen Traum, kein Bild mit sich allein, jedes einzelne Bild radikal zufällig, und doch der Zusammenhang so zwingend, daß eine Alternative nicht denkbar ist – es sei denn, in einem anderen Universum. Doch dies ist die beste aller möglichen Traumwelten, so schrecklich sie erscheint. (Bert Rebhandl)
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