int.16/54//son01/30x1
Eine Transformation von Schwarzweiß zu einem glühenden Orange, wie ein Sonnenaufgang, oder der Übergang vom S/W- zum Farbfilm. Pulsierende weiße Quadrate erobern sich zu Beginn einen abstrakten Raum, am Ende meint man, zu einer Symphonie aus kreisenden und gleitenden Figuren das Rauschen von Wellen am Meeresstrand zu vernehmen.
Kalkulierte Unentschiedenheit zwischen VJ-Minimalismus und den Fragmenten einer erzählerischen Absicht. Vielleicht eine Schöpfungsgeschichte in digitalem Gewand: Am Anfang trennten sich Licht und Dunkelheit, dann Erde und Himmel. Wolken ziehen auf, aus denen Regen fällt. Vor allem die Tonspur bietet immer neue Narrative an; plötzlich fallen Schüsse, Schritte entfernen sich. Die Verschmelzung von Ton- und Bildspur in einer "Audiovision" (Michel Chion) zu immer neuen Bedeutungen im Kopf des Betrachter-Zuhörers verweist auf die grundlegenden Diss-/Assoziationen des Hörbaren und des Sichtbaren.
In derselben Sprache codiert auf der Scheibe, trennt ein DVD-Player sie entlang der sensorischen Kanäle von Ohr und Auge in wahrnehmbare Signale, die von einem Bewußtsein wieder zusammengefügt werden müssen. Fortwährend wird ein Raum entworfen, der über sich hinausweist: ein Innen und ein Außen, Regen, der an einer Fensterscheibe herabrinnt, Horizontlinien, die entstehen und verschwinden. All das entwickelt in einer strikt formalen Anordnung, durch immer neue Überlagerungen von Tönen und visuellen Formen. Eine Schichtung vom Einfachen zum Komplexen, in zitternden Linien, tanzenden Flächen, in einem Knacksen, Knistern und Brummen. Genau bemessene 5 Minuten 43 dauert dieses audiovisuelle Erlebnis, während derer man daran erinnert wird, dass die "Minute" mit dem "Minutiösen" und der "Miniatur" verwandt ist, dem "kleinlichen" und "sehr genauen", und es ist genau diese Art von Aufmerksamkeit, die einem von 30x1 abverlangt wird.
(Dietmar Kammerer)
Lia fordert uns in ihrer Arbeit über synästhetische Korrespondenzen in Bild und Ton dazu heraus, die Bildfläche als verzeitlichte Komposition mikrotaktiler Sensationen und fluider Formen zu erfahren. Dabei hat sie keine Berührungsängste mit figurativen Assoziationen und lebensweltlichen Übertragungen zwischen Display und wahrnehmendem Körper. Abstraktion manifestiert sich als Attraktion.
(Jurybegründung, Diagonale 2006)
Diagonale Preis Innovatives Kino 2006 - Jury-Begründung (Preis (Auszeichnung))
Jury:
Sandro Droschl (Curator "Kunstverein Medienturm", AT)
Angela Haardt (Curator for Media Art, DE)
Michael Palm (Filmmaker, Filmtheorist, AT)
int.16/45//son01/30x1 (texte français)
La fusion du son et de l'image en une « audiovision » (Michel Chion) qui déclenche sans cesse de nouvelles significations dans la tête du spectateur/auditeur, renvoie aux dissociations/associations fondamentales des évènements visuels et sonores. Codés sur le disque DVD avec le même langage, le lecteur de DVD les décompose le long des canaux sensoriels de l'ouïe et de la vue en signaux perceptibles devant être à nouveau assemblés par une conscience.
Un espace, en permanente construction, renvoie au-delà de lui-même : un intérieur et un extérieur, la pluie qui dégouline le long d'une vitre, des lignes d'horizon qui se dessinent et disparaissent. Tout cela se développant selon un agencement strictement formel, par le biais d'une superposition inlassable de sons et de formes visuelles. Une stratification du simple vers le complexe, en lignes tremblantes, surfaces dansantes, en un craquement, crépitement, bourdonnement. 5'43'' chrono, telle est la durée de cette expérience audiovisuelle pendant laquelle on est invité à se souvenir que la « minute » est parente de la « minutie » et de la « miniature », du « minuscule », très précis. Et c'est précisément cette forme d'attention qu'exige du spectateur int.16/45//son01/30x1. (Dietmar Kammerer)
Traduction: Françoise Guiguet
int.16/54//son01/30x1
2005
Österreich
5 min 43 sek