Play

Zuschauer im Film. Was auf der Bühne passiert, spiegelt sich in Play allein auf den Gesichtern und in den Gesten des Publikums. In Schnittfolgen analoger Reaktionen verdichtet sich individuelles Verhalten zu kollektivem. Das Geschehen verlagert sich von der Bühne in den Saal, die Zuschauer werden zu Akteuren eines unvorhersehbaren Dramas.

(C.G. / M.M.)


In einem dramaturgisch mitreißenden Bogen montieren Christoph Girardet und Matthias Müller Einstellungen auf Theater- oder Kinopublikum aus rund 30 Filmklassikern. Vom frenetischen Applaus und Standing Ovations zur stirnrunzelnden Ratlosigkeit, von enttäuschter Erwartung und erfüllter Neugier über das Geschehen auf der Bühne oder Leinwand hin zur Wahrnehmung der öffentlichen und doch so intimen Gelegenheit, sich dem Begleiter oder der Begleiterin anzunähern; vom Mengenjubel zur Einsamkeit im verlassenen Haus der Lichtspiele lenkt Play die Schaulust auf die Schaulustigen zurück. Ein Rollenspiel aus ungewohnter Perspektive.

(Viennale 2004)


Für den Kurzfilm Play (2003) haben sich Girardet/Müller durch Unmengen von Theaterszenen aus Spielfilmen gewühlt. Nicht die Bühnensituation interessierte sie, sondern die gespielte Reaktion der „Zuschauer“ – Paul Newman, Julie Andrews oder Liz Taylor – nebst Starkollegen und Statistenmassen. Anders als bei anderen Filmen, wird hier nicht mit Dunkelpausen oder Diskontinuität operiert. Die amüsante Absurdität von Play liegt gerade im nicht abreißenden Perpetuum der künstlichen Handlung. Das Crescendo und Decrescendo des Applauses, das wohlige Sich-zurücklehnen, die irritierte, dann auch panische Reaktion im Zuschauerraum: Die Künstler haben das höchst raffiniert zu einer erzählerischen „Melodie“ orchestriert, mit visuellen Presto-Passagen, Tonartwechseln und gedehnten Rubati. Man kann ihre technische und filmästhetische Geschicklichkeit nur bewundern.

(Jens Hinrichsen)

Orig. Titel
Play
Jahr
2003
Land
Deutschland
Länge
7 min 20 sek
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
Play (Bild)
Credits
Regie
Matthias Müller, Christoph Girardet
Konzept & Realisation
Matthias Müller, Christoph Girardet
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)