Horse Camp
Eine Tür geht auf, ein Lichtkegel fällt in den Raum, dann wieder Dunkelheit. Als sich die Tür ein zweites Mal öffnet, diesmal von innen, schleichen zwei Personen heraus, die sich hierhin zurückgezogen hatten - um sich ungestört näher zu kommen?
Ella Gallienis Kurzfilm Horse Camp liefert Einblicke in die mysteriöse Welt einer Filmstudiolandschaft. Die Szenen, in Schwarzweiß gedreht, ordnen sich zu keinem kohärenten Ganzen. Welcher Film hier gerade entsteht, darüber lässt sich bloß spekulieren. Gallieni fokussiert auf keinen Arbeitsprozess - die wenigsten Szenen zeigen Menschen bei der Arbeit -, als vielmehr auf jene Momente, die sich zwischen Phasen der Konzentration ereignen: solche des Wartens, des Kommens und Gehens, einer sonderbaren Zerstreutheit, die auch spontan in Ärger und Ausgelassenheit umschlagen kann. Während die einen zwischen den Dreheinsätzen Durchsagen lauschen, macht sich eine andere mit Mikro und Taucherbrille auf, den Sound des Gebäudes zu erkunden. Das Setting der Apparaturen, die Gallieni immer wieder wie ornamentale Rahmen ins Bild rückt, lassen die Miniaturen wie Treibgut aus einem größeren narrativen Fluss erscheinen. Lakonisch überschreiten sie die Schnittstelle zwischen Fiktion und Dokument, dem Gesteuerten und dem Zufälligen. Sogar der Titel ist ein hintersinniges Spiel mit Signifikanten, steckt doch in Horse Camp der Begriff des "hors champ", das Außerhalb des Bildes, das Off, aus dem diese Bilder zurück zur Sicht- und Hörbarkeit drängen, aus der sie ausgeschlossen wurden. Erst eine längere Fahrt, die wie eine Paraphrase auf Godard wirkt, umfängt die Beteiligten am Ende in einer Drehszene - doch auf der Tonspur bleibt weiterhin alles ungelöst.
(Dominik Kamalzadeh)
Was passiert wenn nichts passiert?
Ein Film über Zwischenräume, Wartezeiten, Hintergründe und Extrazimmer. Dennoch: Keine Ponys. Man kann nicht alles haben.
Horse Camp erzählt von räumlichen, zeitlichen und emotionalen Zwischenräumen. Ob innere Emigration oder hilflose Pedanterie, offene Aggression oder panischer Ausgelassenheit - der Versuch der Figuren in einer Narration Halt zu finden scheitert. Die Fiktion scheint das einzig Reale zu sein.
(Produktionsnotiz)
Horse Camp verlässt konventionelle narrative Strategien um das Nicht-Erzählbare greifbar zu machen. Wie lebt es sich "außerhalb des Bildes"? Warum ist Fiktion oftmals "realer" als die Realität? Und warum kommt uns das eigene Leben oft so unwirklich vor?
Gedreht an einem Tag im Zuge eines 3-monatigen Kurzfilmprojekts dokumentiert Horse Camp vor allem eines: eine Überschreitung.
(Regiekommentar)
Horse Camp
2008
Österreich
11 min 20 sek