Trendfollower
Eine Blase macht noch keine Wirtschaftskrise. Erst wenn sich Blasen unterschiedlichster Ordnung unvorhersehbar zu durchdringen beginnen, wenn Trendverhalten auf dem Markt nicht mehr in geordnete Bahnen zurückgelenkt werden kann, erst dann droht ein System aus dem Gleichgewicht zu kippen.
So suggeriert es Didi Bruckmayrs Trendfollower – eine Art Hyper-Popclip zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage. Zunächst ist das abstrakt visualisierte Marktgeschehen ganz in einem dreidimensionalen geometrischen Raster aufgehoben. In Form von pochenden Kugel-, Blasen-, Würfel- und anderen Raumausbuchtungen spielt sich ein kunterbuntes, hyperaktives Treiben ab, dem das freie Auge immer weniger folgen kann, je staccato-artiger die knallig-elastischen Formentladungen auf uns einprasseln.
Der Soundtrack, ein hypermotorisches, düster-technoides Electro-Stück, gibt den spasmischen Strukturzuckungen einen bedrohlichen Resonanzraum. Dann der Big Bang: Die Würfel, Kuben, Blasen und sonstigen Mikrosphären sprengen ihre rasterförmige Einfriedung und werden zu dem, was sie unterschwellig immer schon waren: anarchische Partikelschwärme, die kein Oben und kein Unten, keine Bestimmung und kein Gesetz mehr kennen, sondern wild durcheinander strömen und ebenso spontan wie selbstregulierend aufeinander einwirken.
Als hätte ein vorübergehend geordnetes, aber höchst fragiles System seinen kosmischen Urzustand (wieder-)erlangt. Als gäbe es kein Zurück in das poppig-trendige Scheingleichgewicht, das zu Beginn noch betörend auf die BetrachterInnen wirkte. "We do not offer comfort", deklamiert die dunkle Sängerstimme, und Trendfollower löst diese systemimmanente Untröstlichkeit in triumphalem Chaos auf.
(Christian Höller)
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Trendfollower
2009
Österreich
2 min 50 sek