East Man
East Man ist ein Vorführerfilm. Er setzt sich aus gesammelten Start- und Endbändern im Standardmaß, 35mm, zusammen. Christian Neubacher zeigt uns eine Welt, in der ein Vorführer den Film dort berührt, wo er nicht gesehen werden will, und das Kinobild aus exklusiver Distanz durch eine Glasscheibe wahrnimmt. Präzise Arbeitsschritte ermöglichen erst die bekannte, unmittelbare Filmerfahrung, erweitern sie allerdings, auf vorher und nachher.
Das Kino hat als ausgewählte Kunstgattung das Zeitalter der mechanischen Disziplinierung und der großen Ideologien begleitet. Nun gibt es "den Osten" nur mehr im Rückblick; digitale Medien lassen sich zwanglos konsumieren. Bündelt East Man die Vorbilder der heroischen amerikanischen und österreichischen Filmavantgarde seit den 60er Jahren, so filtert er sie durch die Erinnerung. Im Nachhinein ist es kein Tabu mehr, sie sinnlich und emotional zu animieren. Das heterogene Material mit originaler Tonspur repräsentiert in Abwesenheit, was Film sein kann, wie Kino erlebt wird. Zum Schluss bleibt uns vom metrischen Flackern des Bildwerfers ein Wetterleuchten über. (Max Limbeck-Lilienau) East Man ist ein Found Footage Film, sein Thema ist der Film als Material, die Projektion als vermeintliche Wirklichkeit, das Bild als Projektionsfläche. Rhythmus und Montage sind seine vorrangigen Ausdrucksmittel. East Man beginnt im schwarz, führt zum weiß und endet erneut im schwarz. Dieser Bogen von der Dunkelheit hin zum Licht und wieder zurück, ist die Hauptausrichtung des Films. Aus der Gegenüberstellung von hell und dunkel, Ruhe und Lautstärle, Stillstand und Bewegung bezieht der Film seine Spannung. (Produktionsnotiz) Nicht alles ist im experimentellen Segment indes bereits auf Digitalität geschaltet: Der auch als Kinoprojektionist arbeitende Christian Neubacher zelebrierte die unvergleichliche Taktilität und Bildtiefe des 35-mm-Filmmaterials, indem er in seiner zehnminütigen Produktion East Man patinierte Start- und Endbänder alter Kopien bearbeitete die Ausschussware des kommerziellen Kinos als Basis einer Hommage an die eigentliche Substanz des Mediums. (Stefan Grissemann, In: PROFIL, 20.3.2010)
East Man
2009
Österreich
10 min