Commentary
Ein Spielfilm entsteht: Während Szenen über die Identitätskonflikte eines nach England emigrierten Muslim gedreht werden, kommentiert der Filmemacher die Mittel der Fiktion - Illusionskunst der Filmtechnik, zu Drehorten verwandelte Alltagsorte, erarbeitetes Spiel der darsteller. Subversiv und komisch schwillt der Kommentar zu einer Demontage der Bilder auf der Leinwand, die irgendwann auch in unseren Köpfen sesshaft werden.
(Verena Teissl)
Commentary kehrt die Funktion von Film und Kommentar um, als ein Weg, die Dinge beim Namen zu nennen. Doch die Dekonstruktion des Films zeigt auch die eine Einschränkungen auf, denen der Filmentstehungsprozess unterliegt.
(Robert Cambrinus)
"Hi, I´m Robert Cambrinus, the director of this film!" Freundlich begrüßt einen der Regisseur auf der Tonspur, wird aber sofort von den eigenen Bildern gefangen genommen: Der Holzlöwe da werde später noch eine wichtige Rolle spielen. Dem Filmtitel Commentary schenkt Cambrinus keine Beachtung, während er sich in der Manier von DVD-Audiokommentaren der nächsten Einstellung zuwendet: Auf arabische Wüsten wollte er damit anspielen, Stunden hätte die Aufnahme gedauert - leider trotzdem "etwas wackelig". Dazu entpuppen sich dünenartige Gebilde als Ausbuchtungen auf einer vage sandfarbenen Bettdecke.
Mit einer gehörigen Prise Ironie kommentiert Cambrinus seinen Kurzfilm The Good Muslim über einen nach England emigrierten Moslem, den die Lebensumstände unter Druck setzen. Die Ausführungen überlagern buchstäblich die Bilder, in einer Art, die oft gleichermaßen erhellend wie desillusionierend ist Gravierende Entscheidungen verdanken sich erschütternd banalen Drehumständen: Der Film hätte nie so enden sollen, aber bei der letzten Szene gab es ein technisches Gebrechen, die Verwendung eines Musikstücks ist reiner Zufall - der Schnittmeister hat es wegen des Titels ausgesucht. Scheinbar anekdotische Abschweifungen und Zweifel werden einfach stehen gelassen, während sich viele Details zu Entstehungsgeschichte und Hintergrund im Film spiegeln, aber irritierenderweise keineswegs dasselbe bedeuten. Dekonstruktion und (Über-)Interpretation fallen ineinander: Was bleibt von den Bildern jenseits der auf der Tonspur vorgegebenen (thematischen, technischen, autobiografischen usw.) Wege? Ein gewitztes Vexierspiel und ein Kommentar zu einer kinematografisch kaum aufgearbeiteten gegenwärtigen Sehpraxis: Als gelungene Schlusspointe verspricht Cambrinus als DVD-Bonus eine Version des Films ohne Audiokommentar. Über dem Rest des Abspanns: das charakeristische Schnaufen, das peinvoll von DVD-Tonspuren hallt, wenn der Kommentierende nichts mehr zu sagen hat. (Christoph Huber)
Commentary
2009
Österreich, Großbritannien
15 min