AN DER SCHÖNEN BLAUEN DONAU
Das Setting ist denkbar einfach, aber schön gewählt: In einer Raumnische steht ein mit Polster beladenes blaues Sofa mitsamt einem kleinen Couchtisch davor. Auf diesem ist ein laufender TV-Monitor Richtung Kamera so platziert, dass eine sprechende Asiatin direkt mit den BetrachterInnen kommuniziert. Was sie sagt, versteht man nicht. Rechts davon, entlang einer Seitenwand gestellt, befindet sich ein Piano, der eigentliche Schauplatz der nur knapp eineinhalbminütigen Performance.
Es ist bekannt, dass Paul Wittgenstein, ein älterer Bruder von Ludwig Wittgenstein, als einhändiger Pianist Karriere machte und auch zahlreiche Aufträge an Komponisten für die linke Hand vergab. Hände dienen in Vrbas intimen Video allerdings nur noch als Körperstütze, da der Akt des hier nur noch kakophonischen Klavierspiels mit dem männlichen Genital des Performers vollzogen wird. Was als plumper Scherz beginnt, endet in der Irritation. Ein Bubenstreich oder doch ein lapidar und knapp choreografierter Kommentar zu Männlichkeitsbildern? Oder ein Anti-Tourismusfilm, der die heimliche Hymne Österreichs von Johann Strauss aufs Korn nimmt?
AN DER SCHÖNEN BLAUEN DONAU ließe sich einfach in Beziehung zu der Kunstform Fluxus setzten und auch vom Format des Theatersketches erscheint das Video inspiriert. Letztlich liegt die Qualität der Arbeit aber wohl in der Ambivalenz, ob das nun wirklich blöd oder wirklich gut oder gar beides ist. Entscheiden für das eine oder andere muss man sich nicht. Vielmehr ist das Kippen von einem Zustand in den anderen der eigentliche Reiz mit dem Vrba in einem perfekten Timing hantiert. Dass Vrba sich am Schluss gemeinsam mit dem Performer für das imaginierte Publikum verbeugt, markiert nur nochmals deutlich, dass man sich nicht allzu sicher sein sollte, ob das nun ein inszenierter Witz oder doch was anderes war.
(Dietmar Schwärzler)
AN DER SCHÖNEN BLAUEN DONAU
2011
Österreich
1 min 21 sek