Hiding in the Lights [short]
Denn die einen sind im Dunkeln; Und die andern sind im Licht; und man siehet die im Lichte; Die im Dunkeln sieht man nicht. – so hieβ es in einem Lied der Dreigroschenoper. Bei einer herkömmlichen Show ist die Trennlinie zwischen den PerformerInnen, die sich im Licht produzieren und dem im Dunkeln versteckten Publikum ganz klar. Auβer es handelt sich um eine Show inszeniert von Katrina Daschner, die es liebt, zu verwirren und Rollen zu verkehren. Nicht nur der Titel Hiding in the Lights klingt wie ein Widerspruch, sondern der ganze Film ist auf Gegensätze ausgerichtet. Es handelt sich um ein weiteres Projekt von Daschner, bei dem die Künstlerin sich mit den visuellen Ausdrucksweisen des Burlesque Genres beschäftigt. Befreit und retro; sexy und witzig; bezaubernd und unecht; feminin und queer – die burlesque Ästhetik ist ein geschützter Raum, in dem Phantasien ausgelebt werden können, Körper zur Schau gestellt, Kostüme so "camp" wie nur möglich in Szene gesetzt, und billige Musik aus den Lautsprechern dröhnt. Perfekte Illusion und perfekte Verführung: die Dialektik von Zeigen und Verbergen. Daschner zeigt den kritischen Moment der Dekonstruktion der Illusion stilvoll und selbstdistanziert zugleich. Erwartungsvolle Gesichter und harte Oberflächen von Kostümen, Requisiten und Architektur sind ineinander geschnitten: weiβe Zähne, die den Perlen der Halsketten gleichen, Haut, die mit schwarzen, glatten Lederhandschuhen kontrastiert, goldene Leggings, die zu den glänzenden Metallelementen der Architektur passen. Daschners bevorzugte Trope ist eine visuelle Synektoche, bei der eine Oberfläche für eine andere steht. Kleidung und Accessoires imitieren Körperoberflächen. Die Spannung zwischen ihnen enthüllt buchstäblich das, was sich im Scheinwerferlicht verbirgt (in the lights) und schnell übersehen werden kann. Was die Künstlerin in dieser äuβerst sinnlichen Erkundungsreise rund um die Bühne zeigt, ist das optische Unbewusste der Burlesque.
(Ewa Szabłowska)
Glitterregen über Schwarzbild, tosender Applaus. Denice Bourbon und Katrina Daschner betreten die Showbühne und adressieren das imaginäre Publikum mit Verve, Esprit und queerer Femmeness. Im lustvollen Performen weisen sie den Bühnenund Repräsentationsraum als eine dem Blickregime unterworfene, sexualisierte Spielwiese aus. Ebendort durchleben sie – arrangiert in acht Szenen – variierende „Eröffnungsmomente“: als Conferenciers, schmachtende Liebende und autonome Künstlerinnen in Personalunion. Mit sanftem Zoom fokussiert die Kamera artifizielle Posen und kontrastiert die Macht der Performerinnen mit Nahaufnahmen von Texturen und Räumen im „Palau de les Arts Reina Sofía“ in Valencia. Dort materialisiert sich das Publikum alsdann im Offton und verlangt nach mehr: „Zugabe, Zugabe, Zugabe!“
(Diagonale Katalog)
Hiding in the Lights [short]
2013
Österreich
14 min