RESORT
Der Frühstücksraum eines Hotels, irgendwo an der Adria-Küste, vier weibliche Angestellte in Uniformen breiten betriebsam Tücher über die Tische. Ein einziger Gast befindet sich im Raum: Kathrin Resetarits – die in diesem Film ihre eigene schauspielerische Tätigkeit auszuloten scheint – isst, dann zündet sie sich eine Zigarette an. Sie wird höflich darauf hingewiesen, dass Rauchen nicht erlaubt sei, trotz des Aschenbechers, der am Tisch steht. Draußen folgt die Kamera der Frau bei ihren ziellosen Spaziergängen, es herrscht Nachsaisonstimmung. Anderswo streift ein Paar durch die Landschaft, stellt Mutmaßungen über Wandstrukturen und Drehorte an. Man macht Probeaufnahmen unter grauem Himmel, ohne konkrete Idee. Ein Casting findet statt: Die Darstellerin gibt ihr Gesicht in Großaufnahme zur Kontrolle frei, im Profil von links, von rechts, mit offenem und hochgehaltenem Haar. Eine Frauenstimme aus dem Off stellt zwei Fragen: Ob sie das Drehbuch gelesen habe – und warum sie Hauptrolle spielen wolle. Die Verhörte denkt über Letzteres ein paar Sekunden lang nach, hat bis zum Schnitt keine Antwort parat.
Es sei sinnlos, überhaupt angereist zu sein, spricht die Schauspielerin frustriert in ihr Mobiltelefon – der Film, den es zu drehen gelte, sei weder inhaltlich noch finanziell gesichert. Ennuyiert und unterfordert ergibt sie sich ihrer Einsamkeit. Sie wartet, raucht, sitzt geistesabwesend im Freien oder blickt von der Hotelterrasse aus aufs Meer. Der Film endet auf der Tanzfläche einer Diskothek, mit dem Gesicht der Hauptdarstellerin in dunkelrot flackerndem Kunstlicht, den Blick direkt in die Kamera gerichtet, außer Atem. Regisseurin Clarissa Thieme teilt ihre elliptische Erzählung, die auch von postsozialistischen Architekturen handelt, in knappe, nichtchronologisch gesetzte Impressionen, hält Distanz zu ihrem Metier, in kühler Präzision.
(Stefan Grissemann)
Ein Frühstückssaal im Schick vergangener Tage. Selbst die Aschenbecher des nicht näher definierten Adria-Urlaubsresorts fungieren als obsolete Zierobjekte: Der einzige Gast, eine Schauspielerin (Kathrin Resetarits als sie selbst), wird sogleich über das vorherrschende Rauchverbot unterrichtet. Von der Rationalität des Alltags befreit, wandelt sie alsbald durch das Küstendorf, findet sich in grotesken Castings und Probeaufnahmen wieder. Die wenigen Regieanweisungen erfolgen in gebrochenem Englisch und lassen kein nachvollziehbares Ziel erkennen. Es sei komplett sinnlos, hier zu sein, vermerkt die Schauspielerin einmal, um sich dann – dem „Projekt“ zuliebe – doch den fremdbestimmten Leerzeiten zu fügen. Ein Film in herrlich unkonkretem Wartezustand. Wie ein Streuner: immer auf der Suche, nie ganz bei sich.
(Diagonale Katalog)
RESORT
2013
Österreich, Deutschland
15 min
Kurzspielfilm
Englisch, Deutsch, Kroatisch
Englisch