3/60 Bäume im Herbst
So wie man im Szondi-Test keine Menschen (als körperliche und psychologische Wesen) erkennt, sieht man in Bäume im Herbst eigentlich keine Bäume. Der Baum (als Metapher für das Leben, das In-sich-Ruhen und die Differenzierung einer Ursprungswelt) wird zum gar nicht beschaulichen Netzwerk. Wie Adern ziehen sich die organischen Strukturen der Äste über die Leinwand, in der schnellen, hartkontrastigen Kaderfolge verhängen sich die Nachbilder ineinander, und aus den Bildern formt sich ein undurchdringliches Dickicht. Das ungezügelte Monstrum, das daraus entsteht, schielt nicht nach außen (auf den ganzen Baum), sondern wuchert vitalistisch über die Leinwand und genießt sich selbst.
(Michael Palm: Which Way?, Drei Pfade durchs Bild-Gebüsch von Kurt Kren, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)