20/68 Schatzi
Die Historizität des Standbildes beinhaltet eine politische Dimension. In Schatzi filmt Kren ein Photo ab, das einen SS-Offizier auf einem Platz stehend zeigt, der mit Leichen übersäht ist. Auch hier werden Positiv und Negativ überlagert, sodaß am Anfang nur abstrakte, schwammige Flächen sichtbar sind, aus denen sich erst nach und nach das Bild kristallisiert. Kren vollzieht hier einen Erkenntnisprozeß über die schrittweise Enthüllung einer unerträglichen Tatsache nach, die das Bild als "Inschrift des Realen" zeigt. Dann zerfällt das Bild wieder in seine Positiva und Negativa, macht unmißverständlich klar, daß es "nur" ein Photo ist, das dem gezeigten Ereignis nicht mehr gerecht werden kann. Über die Animation des Photos kommt Kren vom Sehen zum Denken.
(Michael Palm: Which Way?, Drei Pfade durchs Bild-Gebüsch von Kurt Kren, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)