paris
Billy Roisz ist eine der produktivsten und konsequentesten Künstlerinnen der österreichischen Experimentalfilmszene. Für ihre meist abstrakten audiovisuellen Arbeiten benutzt sie vorwiegend analoges Equipment, welches sie für ihre speziellen Zwecke umfunktioniert hat, um Klänge in Echtzeit in elektronische Bildimpulse zu übersetzen. Dabei ist es vor allem erstaunlich, dass es ihr immer wieder scheinbar mühelos gelingt, neue Aspekte in ihrer Arbeit zu entdecken, ohne ihre grundlegende Methode dabei groß zu verändern.
paris entstand als Musikvideo für das norwegische Rocktrio MoE, dessen roher Stil irgendwo zwischen Metal und Noise angesiedelt ist. "i like the anger" brüllt die charismatische Bassistin und Sängerin Guro Skumsnes Moe, die auch für die Texte verantwortlich zeichnet, programmatisch ins Mikrophon. Mehr als E-Bass, E-Gitarre und Schlagzeug sind neben der rauen Stimme der energiegeladenen Frontfrau nicht nötig, um pure Wut und Verzweiflung auszudrücken. Jedes Instrument und die Stimme werden von Roisz in eine eigene Bildebene übersetzt, welche visuell übereinander geschichtet erscheinen.
In perfekter Synchronizität zur Musik zucken ausschließlich horizontale, vertikale und diagonale Linien im Stakkato über den schwarzen Bildschirm. Die Farbpalette umfasst rot, weiß und blau mit einigen gelben Einsprengseln. Zusätzlich werden mehrmals kurz – als optische Analogie für die Brutalität des Songs – Realaufnahmen einer aufgerissenen Straße eingeblendet. Trotz der Zweidimensionalität der Bildebene entsteht bei dieser Bild-Klang-Skulptur eine Sogwirkung in die Tiefe, was sowohl formal, als auch metaphorisch gemeint ist. An gegenstandslose Videos zu elektronischer Musik hat man sich mittlerweile gewöhnt, äußerst ungewöhnlich ist dagegen die Kombination von Metal und einer abstrakten Bildsprache. Billy Roisz beweist in paris höchst eindrucksvoll, dass sich Katharsis und Abstraktion keineswegs ausschließen müssen: "show no mercy!" (Norbert Pfaffenbichler)
paris
2017
Österreich
4 min