Museumswärter
"Die unentdeckten Seiten des Alltags: Was machen Museumswärter, wenn sie sich alleine wähnen? Eine Momentaufnahme."
Alexander Gratzer
Wer kann, unbeobachtet in einem halligen Raum, schon der Versuchung widerstehen, kurz die Stimme zu erheben oder in die Hände zu klatschen? Eben. So kann wohl auch jeder mit jenem Museumswärter mitfühlen, der in Alexander Gratzers gleichnamigem Animationsfilm den Ausstellungsraum für einen Moment zu seiner Bühne macht. Dabei bleibt er selbst in diesem durchaus auch von einem Hauch der Rebellion angetriebenen Moment – immerhin singt er (Stimme: Johannes Forster) das kämpferische "What´s up?" – äußerst diszipliniert. Lediglich Kopf und Arme dürfen sich zum Vortrag bewegen, seinen Platz verlässt der Hüter des Raumes nie.
Ebenso unverändert bleibt der Kamerablick, der nicht offenbart, um was für ein Museum es sich handelt. So gerne man auch ein Statement zum Kunst- und Galeriebetrieb hineininterpretieren möchte, am Ende zeigt die Kadrage außer riesigen Besucherbänken nur kahle Wände. Alles, was es in diesem von einer schiefen Strenge gezeichneten Raum für den Betrachter zu sehen gibt, ist tatsächlich der Museumswärter selbst.
Mit seinen gespitzten Lippen, dem Hang zur dramatischen Pause und der Verwurzelung im Alltäglichsten scheint er in Verwandtschaft zu den gezeichneten Figuren Loriots zu stehen. Während diese jedoch stets an kleinen Störungen verzweifeln, ist der Auftritt von Gratzers Helden nicht weniger als ein kleiner, komischer Triumph über den Dienst nach Vorschrift.
(Dorian Waller)
Cinema Next Talents to watch: Alexander Gratzer
Museumswärter
2017
Österreich
3 min