Making Off (Germania Dreamland)

Das Tempelhofer Feld in Berlin kann als eine Fläche verstanden werden, auf der sich eine Zivilgesellschaft gegen kommerzielle oder militärische Nutzungen einen freien Raum erobert hat. Was früher einmal ein Flugfeld war, ist nun ein Ort für vielfältige Projekte wie Urban Gardening. In der Flüchtlingskrise 2015 wurde Tempelhof schließlich zu dem größten Notquartier in Berlin. Istvan Gyöngyösi spielt in seinem Film Making Off (Germania Dreamland) mit der historischen Semantik, die Tempelhof umgibt – die Nationalsozialisten wollten den Flughafen massiv ausbauen, aber auch das freie Berlin ist durch die Luftbrücke mit Tempelhof verbunden. Ausgehend von der Ankunftshalle in dem stillgelegten Flughafen entfaltet sich eine lose Verbindung fiktiver Geschichten, die nur in Ansätzen "verfilmt" werden – stattdessen werden Figuren wie Katja oder Ilyas nur durch die Stimme des Filmemachers lebendig, die ein Drehbuch vorliest. Unwillkürlich setzt man diese Figuren aber in die dokumentarischen Bilder ein, vor allem von der Internationalen Luftfahrtausstellung ILA (die als "Waffenmesse" bezeichnet wird). Deutschland wird als eine Gesellschaft erkennbar, die es sich leisten kann, sich in der Freizeit, geradezu festlich, durch Flugzeugtechnologie in Erstaunen setzen zu lassen. Die Machtdemonstration, die dahinter erkennbar wird, setzt Gyöngyösi in eine offene Analogie zu den Bemühungen der Nationalsozialisten, aus Berlin eine Hauptstadt eines Imperiums zu machen, für die der Name Germania vorgesehen war.

Making Off (Germania Dreamland) ist eine komplexe Geschichtsbetrachtung, deren Argument bewusst fragmentarisch bleibt: Drei junge Männer mit Migrationshintergrund sausen zu den Klängen von George Bizets Oper Die Perlenfischer auf einem Rummel durch die Luft. Hier wird am deutlichsten, dass es um Fliehkräfte geht, denen kaum ein "Traumland" auf Dauer entgeht. (Bert Rebhandl)

Orig. Titel
Making Off (Germania Dreamland)
Jahr
2017
Länder
Österreich, Deutschland
Länge
23 min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Deutsch
Credits
Regie
Istvan Gyöngyösi
Konzept & Realisation
Istvan Gyöngyösi
Kamera
René Feldmann, Marcus Bronst, Kaleb Wentzel-Fisher, Istvan Gyöngyösi, Oscar von Hoffmann
Produktion
Surplus
Verfügbare Formate
DCP 4K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2017
Leipzig - Dok Leipzig - Int. Festival für Dok.- u. Animationsfilm
Jihlava - IDFF East Silver Market
2018
Bratislava - Febiofest