Demontage
Zwei polnische Arbeiter reißen in einem Keller einer Film- und Videofirma in Wien eine imposante, mehrere Räume umfassende technische Anlage ab, in welcher ein chemischer Stoff namens Tetrachlorethen für die Wiederverwendung gefiltert wurde. Dieses flüssige Lösungsmittel – kurz Perchlor genannt – wurde in Filmkopierwerken zur Ausbesserung von Kratzern und Schrammen am Filmmaterial genutzt.
Der Filmemacher Michael Palm hält mittels ruhigen Handkameraaufnahmen den gesamten, manuellen Abrissprozess fest: Rohre und Leitungen werden durchtrennt, Gefahrenstoffe abgesaugt, Kessel zersägt, Metallteile weggeschleppt, etc. Mit bloßen Händen und allerlei Werkzeugen tragen die Arbeiter den Kampf gegen die "Tücken der Objekte" aus. Es wird wild gehämmert, gesägt und geflext, so dass die Funken fliegen. Die schweißtreibenden Abrissarbeiten der Filteranlage gehen überwiegend wortlos von statten, unterbrochen wird das Schweigen nur von einem gelegentlichen "Kurva" ("Scheiße") oder einem "Ist das schwer!" Der Film endet, als sämtliche Metallteile der Anlage auf die Ladefläche eines im Innenhof geparkten LKWs verladen worden sind.
Was Michael Palm hier dokumentiert, sind die konkreten, physischen Auswirkungen des epochalen, medialen Umbruchs der Gegenwart. Im kommerziellen Sektor hat das analoge Filmmaterial längst ausgedient, und somit werden zwangsläufig Unmengen an technischen Geräten zu Schrott erklärt. Was bis vor kurzem noch ein wertvolles Arbeitsgerät war, wird über Nacht zum Altmetall. Palm bleibt streng dokumentarisch und verzichtet auf formale Mittel wie Effekt-Montage, Musik oder Off-Kommentare. Die Kamera ist stets nah am Geschehen dran und ist zugleich mitleidlos gegenüber den Menschen und den Maschinen. Alles was bleibt, ist das Verschwinden zu dokumentieren. (Norbert Pfaffenbichler)
Demontage
2018
Österreich
30 min