⟨common.places 2⟩
Im Park, in einer Bar, in der U-Bahn oder im virtuellen Raum: 29 ProtagonistInnen erzählen in ⟨common.places 2⟩ von verbalen wie körperlichen Übergriffen, die ihnen an Alltagsorten widerfahren sind – Auftritte in Anlehnung an die "Take Back the Night"-Aktionen, die in den Siebzigern an amerikanischen Unis entflammten. Wie schon in ihrer früheren Arbeit #1:⟨common.places⟩ (1999) veranschaulicht Fiona Rukschcio in dieser Aneinanderreihung von Belästigungsberichten nicht nur, wie mannigfaltig sexualisierte Gewalt jederzeit und allerorts stattfindet, zugleich ist diese dokumentarische Arbeit eine filmische Ermutigung, entschlossen gegen beständige Alltagssexismen auf-, und füreinander einzustehen. Die vorwiegend weiblichen AkteurInnen treten selbstbestimmt in das Bild ein und wieder heraus – zumeist ähneln die Orte stark den Schauplätzen der nacherzählten Geschichten, die durch kurze Schwarzblenden voneinander getrennt sind. Hin und wieder sind im Hintergrund vorbeischlendernde Personen zu sehen, während die ProtagonistInnen mit direktem Blick in die Kamera die erlebten Grenzübertretungen an den öffentlichen Plätzen schildern. Körperliche Attacken, verbale Herabwürdigungen auf der Straße oder im Netz und variierende Diskriminierungsformen, die patriarchale Machtstrukturen begleiten: Fiona Rukschcio lässt die AkteurInnen eigene Erzählmodi finden, um auf die unterschiedlichen Situationen zurückzublicken und ihre Empowerment-Strategien weiterzugeben. Und nicht zuletzt durch die Beschreibungen jener Szenen, die erst durch die Empörung Außenstehender eine tröstliche Wendung nahmen, stellt sich der Film entschieden gegen die Verhöhnung von Betroffenen, die sich nicht alleine zur Wehr setzen können. ⟨common.places 2⟩ ist solidarisches, aufmerksames Hinsehen. Ein filmisches Plädoyer für ein unterstützendes Miteinander, um Relativierungen und Verharmlosungen im Gestern zu lassen und dem eigenen Gefühl laut zu vertrauen. (Jana Koch)
<common.places 2>
2018
Österreich
77 min