36/78 Rischart
Hans Scheugl: Rischart ist der zweite Portrait-Film, den du gemacht hast. Er ist Zeitaufnahme(n) ähnlich, weil er ein Gesicht ganz nahe zeigt, aber in der Technik ist er ganz anders.
Kren: Hans-Peter Kochenrath und Birgit Hein machten einen Dokumentarfilm über mich für den Saarländischen Rundfunk und wollten, daß ich ein Selbstportrait von mir mache. Statt das Kameraobjektiv von mir wegzuhalten, habe ich es auf mich selbst gerichtet. Ich kurbelte den Film immer wieder zurück, sodaß Mehrfachbelichtungen entstanden bei ständigen Auf- und Abblendungen.
(Hans Scheugl: Die Filme, Eine kommentierte Filmographie, in: Scheugl, Hans (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren, Seine Filme)
Thomas Korschil zu 36/78 Rischart von Kurt Kren
Diese Leichtigkeit, so stellt man bald fest, ergibt sich auch durch die Bewegungen der übereinandergelegten Köpfe: Kren konnte - und wir dürfen annehmen: wollte - bei dem an verschiedenen Orten und Tagen gedrehten Film sein Gesicht nicht immer exakt an der gleichen Position auf den Film bannen, und er konnte und wollte nicht still halten dabei. Immer wieder dreht er den Kopf zur Seite und raucht auch mal eine Zigarette.
Bei genauerem Hinsehen jedoch erkennt man, daß dies nicht alles ist, daß die feineren Bewegungen, die das Schweben der Gesichter übereinander wie auch die Bewegungen in Relation zum Hintergrund hervorrufen, vor allem auf die von Kren selbst handgehaltene Kamera zurückzuführen sind. Die Abweichungen von der scheinbar intendierten Starre ebenso wie die leichte Versetzung der mit Augenmaß übereinandergelegten Mehrfachbelichtungen erzeugen beabsichtigte Zufälligkeiten, die der ursprünglichen Idee und ihrem Schema erst die überzeugende Lebendigkeit verleihen, die den Film zu einem gültigen Selbstportrait macht.
(Thomas Korschil: Die ersten, die letzten, soweit, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground. Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)