Pomp
Es ist ein Repertoire an Motiven, aus dem Katrina Daschner nun im achten Teil der queeren Serie, die sich lose an Arthur Schnitzlers Traumnovelle anlehnt, schöpfen kann. Rosettenfenster, Glas, Wassertropfen, Samt und Leder. Unterschiedliche Materialien und Substanzen geben ihre Eigenschaften einem berührenden „Kameraauge“ preis. In einer Choreographie von Farben – mit Nachtblau und Gold dem Bild des Traumes am Nächsten – und überraschenden Architekturdetails ziehen die Performerinnen in die Arena ein. Sie führen diesmal klassische Variéténummern aus, aber, wie immer bei Daschner, „with a twist.“ Denn die kollektive Golden Shower läuft nicht nur in die kristallenen Champagnerkelche, sondern zur goldglitzernden Flüssigkeit verwandelt an den Beinen der Performerinnen hinab. Das an Busby Berkeleys Motive erinnernde Ballett der Beine verunklärt wiederum jegliche Größenverhältnisse und perspektivische Klarheit. Befinden sich die Tänzerinnen in der Kuppel des Gebäudes deren Wände mit scheinarchitektonischen Elementen, galoppierenden Pferden bemalt sind? Oder sind sie am ehemaligen Seziertisch des architektonisch so eigenwilligen ehemaligen Tieranatomischen Theaters gelandet? Sind sie Einbildung, Traum oder Wirklichkeit?
Nichts ist so, wie es zu sein scheint. Nichts ist festgeschrieben an diesem an Variété, Zirkus und Theater gemahnenden Ort. Spiegelungen, Lichtkegel, opakes Glas faszinieren und lassen den Blick gleichzeitig abprallen. In der Alchemie der Stoffe und Substanzen paart sich die Lust am Enthüllen mit der scheinbaren Vordergründigkeit der Oberflächen. Daschner verweist mit Pomp, dem Musical ohne Musik, diesmal am direktesten auf Kino- und Filmgeschichte, und einen der verdrängten kulturindustriellen Ursprünge des Experimentalfilms. (Claudia Slanar)
Pomp
2020
Österreich
8 min