LOLOLOL
In ihrem Atelier, das auch Wohnung ist, arbeitet Anthea an ihrer Kunst. Ein zweidimensionales Plexiglasbild entsteht, es zeigt nicht allzu leicht deutbare Formen, Tiere oder arkane Symbole, die mit der Erscheinung der Protagonistin korrespondieren. Sie trägt ein T-Shirt der Doom-Metal-Band Saint Vitus, schwarzen Minirock, zarten Kettengürtel, bleichoranges Haar, ergänzt um die Allgegenwärtigkeit technischer Arbeits- und Kommunikationsmittel. Retromoderne. Als sich Anthea auf die im Türrahmen installierte Schaukel setzt und das Telefon checkt, hat das Bildformat bereits von Quer auf Hochkant gewechselt. Ti(c)k To(c)k geht die Bewegung, das Handy – auch jenes, mit dem Kamerafrau Caroline Bobek dreht – schert sich wenig um angestaubte Gesetzmäßigkeiten. Dies betrifft besonders die Sprache der Menschen, die in Kurdwin Ayubs LOLOLOL miteinander agieren und zu der die Elterngeneration – die seit Neuestem mit dem Stichwort „OK Boomer“ bezeichnet wird – nur schwer bis gar keinen Zugang findet, weil sie sich zu sehr um Grammatik und zu wenig um die Lebenszusammenhänge ihrer Kinder schert.
Die Verständigungsebene der Clique, die sich zusammenfindet, ist geprägt von einer charmanten Mischung aus alteingesessenem Wienerisch und ausgesprochenen Internetkürzeln – „ur weird“. Anthea sagt, sie liebt es, wenn sich Beziehungen, die vorher „random“ waren, wieder normalisieren, es war „der Höhepunkt der Randomness“, bekräftigt ihre Freundin. Im Laufe des Abends verliert sich Anthea zwischen Megaartevent und Clubbingatmosphäre, es wirkt bisweilen anstrengend, die Kunst, die Begegnungen, der Smalltalk. Wenn aber der nächste Tag mit dem Blick aufs Handy anbricht, kann das Flüchtige zu neuen Kräften kommen. Voll nice. (Melanie Letschnig)
LOLOLOL
2020
Österreich
20 min