I don't exist yet

Eine Person im grünen Fatsuit schleppt einen giftgrünen blob-artigen Gegenstand durch Sanddünen.Diese Landschaft ist keine "Wüste des Realen" im Sinne Jean Baudrillards, sondern realer Hintergrund eines Zeichens, das nicht einmal Simulation ist, noch ganz ohne Referenten. Es dient als Platzhalter für computer-generierte Charaktere, die es noch nicht gibt. Susanna Flock thematisiert in I don't exist yet die unzähligen Möglichkeiten einer (Haupt-)Figur, die sich erst entwickelt. Analog zum menschlichen Fortpflanzungsprozess wäre es das Embryonalstadium dieser Figuren, dem sie sich widmet: soviel Potential, soviel Ungewissheit.
Zum elektronischen, leicht bedrohlich wirkenden Drone-Sound mit eingebautem Herzschlag taucht der Platzhalter immer wieder auf: sei es auf ein Pferd gefesselt, als Gegenüber eines realen Schauspielers in der Blackbox oder als simples "Stand-in" für eine klassische Skulptur. Dazwischen schmilzt ein Gesicht dahin – dem Schweißtuch der Veronika nicht unähnlich, handelt es sich bei diesem "Abdruck" jedoch um Lasergravur auf Schmelzkäse. Dreidimensionale Objekte zerfließen, und bereits fertig animierte Figuren zerfallen, als ob sie davor falsch zusammengesetzt worden wären. Der Glitch – aus dem jiddisch-deutschen Glitschen, also Ausrutschen – wird von Flock nicht als Verweis auf das Digitale zelebriert. Er ist einfach Ausdruck einer von mehreren "Realitäten", die in dieser Collage aufeinandertreffen, sich aneinander reiben. Denn es geht ihr nicht um die "Seamlessness" einer Manipulation, sondern um die Alltäglichkeit der sichtbaren Nähte.
Die Melancholie, die dabei mitschwingt, ist aktueller denn je: Wie sind nun Berührungen oder gar Begegnungen mit etwas möglich, das nur Potentialität bleibt, vielleicht nie existieren wird? (Claudia Slanar)

Orig. Titel
I don't exist yet
Jahr
2020
Länder
Österreich, Deutschland
Länge
13 min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Mandinka
Downloads
IDEY_01 (Bild)
IDEY_02 (Bild)
IDEY_03 (Bild)
Credits
Regie
Susanna Flock
Drehbuch
Susanna Flock
Kamera
Susanna Flock, Leonhard Müllner
Produktion
Susanna Flock
Mit Unterstützung von
BKA. Kunst, Akademie Schloss Solitude
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264)
Festivals (Auswahl)
2020
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films