Golden Shadow
Am Rande des Gewässers befindet sich ein Tor, kein physisches Tor, sondern ein Engpass, der in ein Schattenreich, in einen Traum führt. Dieser Traum hat kein Innen und kein Außen. Er lässt bereits Erfahrenes zurückkehren, suspendiert es in ineinanderfließende Texturen: Schilf, Paillette, Koralle, Garn, Tentakel, Haar, Moos, Performer*in, Reflektion und Ebenbild teilen das Begehren, verkannt zu werden, sich vor der Kamera als jenes und dieses – Nesseltier und Pflanze, Bewusstes und Unbewusstes, Körper und Landschaft, Kunst und Natur – auszugeben.
Am Rande des Gewässers entfalten sich unter der Regie von Katrina Daschner narrative Stränge ohne Ursprung und ohne Ende. Im Dickicht der Gegenwart vergeht Lebendes und bereits Verstorbenes erscheint lebendig. In Kreisbewegungen umgarnen die Geschichten das träumende und geträumte Subjekt, gespielt von Daschners langjähriger Kollaborateurin, Hyo Lee. Durchweg stimmt die Komposition von Sabine Marte ein noch inexistentes Genre zwischen Öko-Thriller Soundtrack und außerirdischer Maschinenmusik an. Langsam und pulsierend verzögert sich der strukturelle Höhepunkt, wird gänzlich von klimaxartigen Verdichtungen verdrängt.
Wer ins Wasser schaut, am Rande des Gewässers, sieht zwar das eigene Bild, aber dahinter tauchen bald lebendige Wesen auf. Es erfolgt keine Aufhebung der Traumarbeit, deutlich wird ihre Kontingenz, Konfrontation und Kollektivierung. Zwischen Schilf und schneebedecktem Forst offenbart sich: Eine Begegnung mit sich selbst ist allzeit die Begegnung mit den sich zu eigen gemachten Schatten. (Steph Holl-Trieu)
Golden Shadow
2022
Österreich
20 min