Tod

Der Tod steht ihr gut: Zu sehen ist das Porträt einer Frau im geblümten Kleid. Sie trägt eine Skelettmaske, "RIP" steht in Großbuchstaben auf der Stirn. Mit der linken Hand hält sie einen Zettel in die Kamera: "F.v.G. 2023". Das könnten die Credits des Films sein oder aber eine Todesanzeige, wenn man alle im Bild sichtbaren Buchstaben zusammenliest: Rest in Peace, Friedl vom Gröller, 2023. Im nächsten Moment legt die Frau den Zettel zur Seite und zerreißt mit beiden Händen die Maske. Zum Vorschein kommt das Gesicht von Friedl vom Gröller.  

Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass dies nicht der erste Film von Friedl vom Gröller ist, in dem der Tod eine Rolle spielt. Zu denken wäre etwa an jene Arbeiten, in denen sie das Sterben ihrer Mutter begleitet – Gutes Ende (2011), Ich auch, auch, ich auch (2012) und NEC SPE, NEC METU (2013) – oder an Ertrunken (2022), in dem die Filmemacherin das gleichnamige Lied von Brecht/Weill vorträgt. Allerdings scheint zu der von Tod verbreiteten Heiterkeit ein anderer Film besser zu passen, der vordergründig gar nicht vom Tod handelt, und in dem dennoch die Skelettmaske bereits einen Auftritt hatte, Winter in Paris (2018). Dort trägt sie ein Mann mit Hut, der plötzlich in dem Zimmer auftaucht, durch dessen Fenster die Kamera zuvor das Baugerüst draußen und Fragmente von Bauarbeiterkörpern aufgenommen hatte, die auf diesem Gerüst ihrer Arbeit nachgehen.  

In Winter in Paris umarmt Friedl vom Gröller den Tod und küsst ihn leidenschaftlich, bevor sie sich umdreht und aus dem Fenster zum ersten Mal das Straßenleben der Stadt zeigt. Die Umarmung des Todes und das Zerreißen der Maske stellen demnach Variationen eines Themas dar, das sich annäherungsweise vielleicht so beschreiben ließe: als machtvollen Einbruch des Lebens in die Gedanken an den Tod. (Vrääth Öhner)

Orig. Titel
Tod
Jahr
2023
Land
Österreich
Länge
0 min 23 sek
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
Tod (Bild)
Credits
Regie
Friedl vom Gröller
Konzept & Realisation
Friedl vom Gröller
Verfügbare Formate
16 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stumm
Farbformat
s/w
Festivals (Auswahl)
2024
Lausanne LUFF Underground Film Festival