The Prologue
The Prologue beginnt standes-namensgemäß mit dem Himmel, und damit dem fast schon biblischen Anfang aller Anfänge. Nur, dass es dann ein Mann in Arbeitskleidung ist, der aus dem Quader austritt, der durch die Luft schwebt. Kein göttliches Wesen. Und der Mann erschafft auch nicht die Welt, sondern legt einen großen Maschinenhebel um, sodass sein Quader eine Kugel freigibt, die wiederum in einer Hütte darunter fluoreszierendes Leuchten verursacht. Es bleibt nicht bei diesem absurd-kryptischen Anfang oder Vorspiel. Denn die Anfänge wollen in The Prologue gar kein Ende nehmen, als wäre alles ein großes Fischli-Weiß-Experiment: Ein umgelegter Hebel führt sofort zu einer neuen Menschfigur, die einen weiteren Hebel betätigt. Nach dem Himmel nämlich auf der Erde, im Wald, der stirbt, sobald eine Hand den Stecker zieht. Oder in einer Taucherglocke im Ozean, der sofort im Abfluss verschwindet, als beim Putzen der Stöpsel entfernt wird.
Dabei referenziert das Regieduo aus Marzieh Emadi und Sina Saadat auch stilistisch das Zeitalter der Industrialisierung: In The Prologue sind die Menschen digitale Cut-Outs, die aus Arbeitermagazinen des 19. Jahrhunderts stammen könnten. Mit ihren gedeckten Farben fügen sie sich gut in die auch sonst recht trist wirkende Farbpalette der analogen surrealistisch anmutenden Zeichnungen ein. Die Steckdose im Wald, die mit ihrer Überdimensionierung an Liliput erinnert; der Maschinenraum, dessen Fahrstuhl zur Jules-Verne’schen Taucherglocke wird.
Durch seine Konzentration auf Mechanik, die Ausstellung von Ursache und Wirkung und die fast schon absurde Ernsthaftigkeit seiner Protagonist:innen kommt man nicht umhin, The Prologue als Satire auf den menschlichen Fortschritt zu begreifen. Die Technologie ist hier nichts weiter als das Werkzeug, das von der Umgebung entfremdet beziehungsweise diese sogar vernichtet. Das irritierende Schlussbild allerdings lässt Hoffnung zu – oder vielleicht eine andere Lesart, in der es mit dem Prolog tatsächlich einmal ein Ende hat. (Marie Ketzscher)
The Prologue
2025
Österreich
11 min