Rojo Žalia Blau
Drei Orte, über einen längeren Zeitraum gefilmt: Spanien, ein Ostseeort in Litauen, ein Wald in Niederösterreich. Während in NYC RGB noch die Hochhäuser der New Yorker Skyline wie dreifarbige Bergketten wahrgenommen werden, und die Kamera einen eigenen, von Architekt:innen erdachten Landschaftsraum vermisst, erweitert Rojo Žalia Blau die Wahrnehmung von Landschaft und ihrer Repräsentation und hinterfragt, was wir als einen „natürlichen" Raum begreifen. Schatten verschieben sich, unwirklich anmutende Farbpaletten öffnen sich gleich satter Blumenbuketts oder schimmernder Regenbögen. Dabei unterscheidet sich unser Blick von dem eines Bergführers, der am Gipfel steht und schon jeden Berg beim Namen kennt. Vielmehr bleiben die Bäume und Strände in Rojo Žalia Blau anonym und werden das Sehen und das Hören von Natur – wie wir sie erinnern und wahrnehmen – geschärft.
Viktoria Schmid erweitert ihre Rekonstruktionen von analogen Farbsystemen um eine Hommage an das gloriose Technicolor. Gefilmt auf 16mm Farbnegativfilm läuft dieser dreimal durch die Bolex-Kamera und wird jeweils durch einen roten, grünen und blauen Filter belichtet. Die drei Farb- und gleichsam Zeitschichten werden je nach Motiv mit zeitlichem Abstand kadergenau übereinander aufgenommen. Drei Zeitspannen werden so zu einer neuen, fiktiven Filmzeit, die schließlich bei der Projektion des Filmes abläuft.
Währenddessen vermischen sich auch im Soundtrack die Orte zu einer auralen Kunstzeit. Aus Field Recordings – sowohl aufgenommen an den Drehorten als auch ergänzt um weitere –wurde eine künstliche Soundkulisse nachgebaut. Schmid hält auch hier die Strategie der Fiktion im Natürlichen aufrecht. A Game of Hide and Seek in RGB. Rojo Žalia Blau erinnert an die Essenz des experimentellen Kinos: hört und seht genau hin! (Marius Hrdy)
Rojo Žalia Blau
2025
Österreich
10 min