Liebe ist was anderes - Kurzfilmprogramm
Eine tour de force durchs Hollywoodkino, von seinen Anfängen bis zur Gegenwart. 300 Werke der Filmgeschichte, 65.000 Papierausdrucke von Einzelbildern und abertausend gefaltete Papierobjekte umfasst der neue, technisch furiose Film von Virgil Widrich, der gerade in Cannes seine internationale Premiere feierte.
Während in Fast Film jeder einzelne Kader mit mehreren Bildebenen unterlegt ist und implizit die Schaulust des Kinos gefeiert wird, stellen die Filme von Roland Zumbühl, Sigmund Steiner, Maike Höhne und Marie Kreutzer einen vielschichtigen atmosphärischen Grundton in den Vordergrund.
YOAKE - a chewing gum story – letztjähriger Beitrag im offiziellen Wettbewerb von Cannes – erzählt von einem Geschäftsmann aus Japan, der in Wien auf seine Jugendbekannte trifft, die hier Musik studiert. Fast beiläufig greift Zumbühl unterschiedliche kulturelle Codes auf und verschränkt sie mit vordergründig Bedeutungslosem: der Geschmack eines Kaugummis oder eine einfache Begrüßungsgeste. Ein überzeugender Kurzfilm über das immer wieder wechselnde Gefühl der Zugehörigkeit und des fremdseins.
Ähnliches, jedoch im familiären Kreis, behandelt auch firn. Bernd, der in der Stadt Malerei studiert, besucht seinen Vater und seinen Bruder auf dem Bauernhof, den die beiden gemeinsam betreiben. Auch hier spielt die Unzulänglichkeit der Kommunikation eine wesentliche Rolle. Auf die Frage “Wos mocht des Mal ́n?” kommt nur ein verkürztes, aber vielsagendes “Eh”. Obwohl diese unterschiedlichen Lebensformen über das Gefühl der Distanz vermittelt werden, verweilen sie nicht im Klischee, sondern nähern sich sensibel an.
Eine (fast) vollkommene Entleerung der Sprache vollzieht Von der Hingabe. Kommuniziert wird über Blicke, Schweigen und den Körper. Parallel zur expliziten, unpeinlichen Darstellung des Sexualaktes werden präzise eingefangene, meist zärtliche Gesten montiert, die leichtfüßig in unterschiedliche Räume übergehen.
Un peu beaucoup fokussiert auf das Innenleben der sechzehnjährigen Melanie – grossartig gespielt von Pauline Reiner – die sich in den Schwarm ihrer älteren Schwester verliebt und schwanger wird. Erzählt wird diese Geschichte vorwiegend über Auslassungen und Andeutungen. Entstanden ist ein feinsinnig inszenierter Kurzspielfilm, der eine dichte zeitlose Stimmung schafft, die im zeitgenössischen Kino ihresgleichen sucht. (Dietmar Schwärzler)
Programm
Fast Film (Virgil Widrich, A 2003, 35mm, Farbe)
YOAKE - a chewing gum story (Roland Zumbühl, A 2002, 35mm, Farbe, 14 min.)
firn (Sigmund Steiner, A 2003, 35mm, Farbe, 12 min.)
Von der Hingabe (Maike Höhne, D 2002, 35mm, Farbe, 12 min.)
Un peu beaucoup (Marie Kreutzer, A 2003, 35mm, Farbe, 34 min.)
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